×

Zitiervorschlag

Vom Elternabend zum Gesprächskreis

Martin R. Textor

 

Elternabende sind neben Tür- und Angel-Gesprächen und (Sommer-)Festen eine "klassische" Form der Elternarbeit. Ihre Bedeutung hat jedoch abgenommen, da viele neue Formen wie Hospitationen, Schnuppertage, Spielnachmittage, Elterncafé, Familienausflüge, Gartenaktionen usw. entwickelt wurden und in den letzten Jahren eine weite Verbreitung erfuhren (siehe z.B. Textor 2000). In diesem Artikel sollen nun drei Modelle von Elternabenden vorgestellt werden: (1) der Vortragsabend mit Diskussion, (2) der erlebnis- und handlungsorientierte Elternabend und (3) der Elterngesprächskreis. Zum Schluss werden einige allgemeine Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung von Elternabenden gegeben.

Vortragselternabende

Bis vor wenigen Jahren haben Erzieherinnen noch in ihrer Ausbildung gelernt, Vorträge für Elternabende und Grundlinien für die anschließende Diskussion auszuarbeiten. Heute werden jedoch eher externe Referenten eingeladen - je nach Thema z.B. Erziehungsberater, Ärzte oder Lehrer. Oft bietet sich eine Zusammenarbeit mit Bildungswerken an, die zum einen die Honorarkosten bezuschussen und zum anderen Referenten vermitteln. Manchmal bieten sie sogar Veranstaltungsreihen für Kindergarteneltern an, die sich durchaus über mehrere Jahre erstrecken und aus grundlegenden Einheiten in Verbindung mit verschieden kombinierbaren thematischen Bausteinen bestehen können (z.B. Katholischer Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V./ Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Erzdiözese München und Freising e.V. o.J.).

Elternabende mit externen Referenten können problematisch verlaufen, wenn deren Aussagen der pädagogischen Arbeit der Erzieherinnen widersprechen oder die Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen der Eltern zu wenig berücksichtigen. Deshalb sollte immer ein Vorbereitungstreffen angesetzt werden, bei dem - unter Umständen unter Einbeziehung von Eltern - die Ziele und Inhalte der Veranstaltung sowie deren Ablauf abgesprochen werden. Dabei sollte auch über die Zusammensetzung der Elternschaft des Kindergartens, über besondere Bedürfnisse und Problemlagen gesprochen werden. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass z.B. Lehrer und Erzieherinnen bei Elternabenden zum Thema "Schulvorbereitung" von Eltern gegeneinander ausgespielt werden. Bei solchen Veranstaltungen sollten die Unterschiede zwischen Kindergartenpädagogik und Grundschulunterricht deutlich herausgearbeitet werden. Auch können die Lehrer betonen, dass schulisches Lernen weder im Kindergarten noch in der Familie vorweggenommen werden sollte.

Bei Vortragselternabenden darf nicht der Eindruck vermittelt werden, dass die Eltern als wenig kompetent in der Erziehung von Kindern gesehen werden und nun von Fachleuten "aufgeklärt" werden. Wenn sich Eltern negativ beurteilt oder als "Objekte von Beratung und Belehrung" erleben, dann werden sie solche Angebote der Elternarbeit nicht mehr nutzen. Eltern haben ihr Kind schon mindestens drei Jahre lang erfolgreich erzogen und seine Entwicklung in vielen Bereichen gefördert. So haben sie ein Recht darauf, dass ihre Kompetenz wahrgenommen und geschätzt wird. Gewinnen sie einen entsprechenden Eindruck, dann sind sie auch eher bereit, die Fachlichkeit der Erzieherinnen anzuerkennen und deren Ratschläge anzunehmen.

Bei Vortragselternabenden sollte die Kindergartenleitung die Eröffnung der Veranstaltung, die Begrüßung der Eltern, die Einführung in die Thematik (z.B. Gründe für die Auswahl des Themas), das Vorstellen des Referenten und vor allem die Gesprächsleitung übernehmen. Wichtig ist, dass die für den Vortrag vorgesehene Zeit nicht überzogen wird, sodass genügend Zeit für die Diskussion bleibt. Heute sind immer weniger Eltern bereit, sich lange Referate anzuhören - sie wollen vielmehr mitreden, diskutieren, Erfahrungen austauschen und Beziehungen zu anderen Eltern aufbauen.

Erlebnis- und handlungsorientierte Elternabende

Hier steht das praktische Erleben der Kindergartenarbeit im Mittelpunkt - mit dem Ziel, dass Eltern die entsprechenden frühpädagogischen Ziele, Methoden, Konzepte usw. besser verstehen. Zunächst sollen sie selbst erfahren, was ihre Kinder im Kindergarten machen, womit sie spielen, welche Materialien sie einsetzen usw. So beginnt der Elternabend nach der Begrüßung und Einführung in die Thematik zumeist mit praktischen Aktivitäten in Kleingruppen: Die Eltern basteln und tonen in den Gruppenräumen, untersuchen bestimmte Gegenstände, füllen Arbeitsblätter aus, probieren verschiedene Spiele aus u.v.a.m. Dann kommen sie wieder zusammen, um über die gemachten Erfahrungen zu sprechen - sowie darüber, was ihre Kinder wohl in solchen Situationen lernen und wie ihre Entwicklung durch diese Aktivitäten gefördert wird. In diesem Zusammenhang können die Erzieherinnen die Ziele und Inhalte ihrer pädagogischen Arbeit vorstellen. Dann können theoretische Ausführungen folgen, z.B. über das Spiel als Prinzip der Kindergartenpädagogik, die Bedeutung kreativer Beschäftigungen oder den Umgang mit Montessori-Material.

Je nach Zielsetzung kann sich die Diskussion auf das Lernen des Kindes im Kindergarten beschränken oder das Lernen im Elternhaus einbeziehen. Im letztgenannten Fall wird das Gespräch auf die Familiensituation ausgeweitet: Womit spielt das Kind daheim? Welche Spielsachen und Materialien stehen zur Verfügung? Wie lange beschäftigt sich das Kind alleine? Wie spielt es mit Eltern, Geschwistern bzw. Spielkameraden? Was lernt es in den verschiedenen Spielsituationen? Welche Probleme treten in diesem Kontext auf? (z.B. Geschenk unerwünschter Spielsachen, Konflikte hinsichtlich des Aufräumens, abrupter Spielabbruch). Hier findet also ein wechselseitiger Austausch von Beobachtungen und Erfahrungen der Eltern untereinander und mit den Erzieherinnen statt. Die Erlebnisse und Erkenntnisse werden gemeinsam reflektiert. Zugleich können Unterschiede in der Erziehung und Bildung von Kindern im Kindergarten und in der Familie herausgearbeitet werden. Ferner kann auf verschiedene kindliche Verhaltensweisen in diesen beiden Lebenswelten eingegangen werden. Schließlich erhalten die Eltern im Gespräch mit anderen Eltern und mit den Erzieherinnen Impulse für die Beschäftigung ihrer Kinder daheim (z.B. Auswahl guter Spielsachen und Bilderbücher, entwicklungsfördernde Aktivitäten) und für den erzieherischen Umgang mit ihnen (z.B. hinsichtlich von Konflikten mit Geschwistern oder Spielkameraden).

Zu erlebnisorientierten Elternabenden können auch die Kinder eingeladen werden. So kann zunächst eine gemeinsame Eltern-Kind-Aktivität stattfinden. Diese wird anschließend von den Eltern in der Elterngruppe oder in mehreren Kleingruppen reflektiert, wobei die gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen verallgemeinert, Grundsätze der Kindergartenarbeit verdeutlicht und ergänzende Informationen aus der Familienerziehung diskutiert werden können. Währenddessen bereiten die Kinder mit einem Teil des Kindergartenpersonals ein gemeinsames Abendessen vor, dass einen geselligen Abschluss der Veranstaltung ermöglicht. Es ist offensichtlich, dass ein solcher Elternabend früh beginnen und früh enden muss.

Elternabend als Gesprächskreis

Hier stehen der Erfahrungsaustausch der Eltern untereinander sowie das Gespräch zwischen Eltern und Erzieherinnen im Mittelpunkt. So wird am ehesten sichergestellt, dass Themen nicht nur intellektuell abgehandelt werden, sondern dass sich die Eltern mit ihrer Persönlichkeit, ihren Gefühlen und Einstellungen in die Diskussion einbringen können. Das Team hält sich weitgehend zurück (in welchem Ausmaß hängt vom jeweiligen Thema und von der Gesprächsbereitschaft der anwesenden Eltern ab). Es ist jedoch für die Einführung in die Thematik und die Diskussionsleitung zuständig.

Ein mögliches Thema für einen solchen Gesprächskreis könnte beispielsweise "Erziehungsziele und Aufgabenverteilung zwischen Familie und Kindergarten" sein - wobei hierfür in der Regel zwei Abende angesetzt werden müssen, die zeitlich nicht zu weit auseinander liegen sollten. Bei diesen Gesprächsrunden geht es im Sinne der Abstimmung von Kindergarten- und Familienerziehung darum, gemeinsam zu erörtern, in welche Richtung sich Kleinkinder entwickeln sollen, welche Erziehungsziele besonders wichtig und welche von geringerer Bedeutung sind, und wer für das Erreichen des jeweiligen Zieles verantwortlich ist. Ein guter Ausgangspunkt für die Diskussion kann die Frage sein: "Wie wünsche ich mir mein Kind mit 18 Jahren?" Die Eltern können zunächst in Kleingruppen versuchen, diese Frage zu beantworten. Beim Zusammentragen der Arbeitsgruppenergebnisse wird dann deutlich werden, dass durchaus unterschiedliche Einstellungen von den Eltern vertreten werden - und manche auch unrealistisch sind. Im nächsten Teil des Elternabends werden aus den Wunschvorstellungen der Eltern Erziehungsziele für Kleinkinder abgeleitet, wobei deren Entwicklungsstand, Geschlecht, Gesundheitszustand, Temperament, Lernstil, Bedürfnisse und Interessen mit berücksichtigt werden sollten. Beim zweiten Treffen wird diskutiert, ob eher die Eltern oder eher die Erzieherinnen für das Erreichen des jeweiligen Zieles, die Befriedigung der verschiedenen kindlichen Bedürfnisse oder das Erfüllen bestimmter Aufgaben (z.B. Beobachtung des Kindes, Setzen von Grenzen, Disziplinierung, Vermittlung von Werten, sexuelle Aufklärung) verantwortlich sind. So werden verschiedene "Zuständigkeitsbereiche", aber auch Überschneidungen derselben offensichtlich. Zum Schluss wird besprochen, mit Hilfe welcher Methoden das jeweilige Ziel in Familie und Kindergarten erreicht werden kann. Auch hier bietet es sich wieder an, während eines Teils des Abends in Kleingruppen zu arbeiten.

In einem solchen Gesprächskreis werden unterschiedliche Meinungen und Einstellungen deutlich, die - unausgesprochen - zu Konflikten zwischen Eltern und Erzieherinnen führen können. Zugleich wird offensichtlich, dass das Fachpersonal es nicht allen Eltern recht machen kann. So ist wichtig, den Eltern immer wieder zu sagen, dass Kleinkinder durchaus mit unterschiedlichen Erziehungsstilen und -methoden zurechtkommen und dies sogar für sie ein Entwicklungsanreiz sein kann - falls Eltern und Erzieherinnen einander achten, solche Unterschiede tolerieren und dies dem jeweiligen Kind gegenüber deutlich machen. Ein derartiger Gesprächskreis hat ferner eine große elternbildende Wirkung: Die Eltern werden sich ihrer Erziehungsziele bewusst, modifizieren im Gespräch vielleicht das eine oder andere (unangemessene) Ziel und reflektieren ihre Erziehungsmethoden. Den Erzieherinnen ermöglicht ein solcher Elternabend, ihre pädagogische Arbeit zu erläutern. Ferner erhalten sie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung ihrer Kindergartenkonzeption. Eltern und Erzieherinnen erkennen, wie sie in ihrer Erziehung "kindergartenergänzend" bzw. familienergänzend tätig werden können.

Ein anderer interessanter Einstieg in einen solchen Elternabend kann übrigens die Frage sein: "In welcher Arbeits- und Lebenswelt werden sich unsere Kinder bewähren müssen?" Hier können Eltern und Erzieherinnen gemeinsam Informationen über Wirtschaft, Technik, Familienleben, Freizeit usw. im Jahr 2020 (wenn die Kinder erwachsen sind) zusammentragen. Dann kann diskutiert werden, über welche Kompetenzen die Kinder verfügen sollten, um für die neuen Herausforderungen gerüstet zu sein. Anschließend können daraus die Erziehungsziele abgeleitet werden. Offensichtlich ist, dass mit dieser Vorgehensweise ein totaler Perspektivenwechsel verbunden ist: Erziehungsziele werden aus zukünftigen Entwicklungen abgeleitet (und nicht wie bisher aus der Tradition); sie sind somit zukunftsorientiert.

Natürlich gibt es viele weitere Themen, die am besten in einem Gesprächskreis diskutiert werden können. Der Einstieg in die jeweilige Thematik kann z.B. durch ein Praxisbeispiel, eine kurze Videosequenz aus dem Kindergartenalltag, ein von den Erzieherinnen vorbereitetes Rollen- bzw. Handpuppenspiel oder das Vorlesen eines Zeitungsartikels, eines Gedichts, eines Auszugs aus einem Kinderbuch oder eines kurzen pädagogischen Textes erleichtert werden. Ein solcher Gesprächkreis kann sich durchaus auch verselbstständigen, also zu einer sich in regelmäßigen Abständen treffenden Elterngruppe werden. Diese kann (a) alle Eltern einbeziehen, (b) sich auf eine bestimmte Zielgruppe wie Alleinerziehende, nicht erwerbstätige Mütter oder ausländische Eltern beschränken, (c) ein bestimmtes Thema aufarbeiten oder (e) das jeweilige Thema von Treffen zu Treffen festlegen. Sie kann von einer Erzieherin, von Eltern oder von einem Außenstehenden (z.B. Erziehungsberaterin, Familienbildner) geleitet werden.

Beispielsweise berichtet Gerstacker (2000) von längerfristig bestehenden Elterngruppen, in denen unter Leitung einer Psychologin Erziehungsfragen diskutiert werden. Die Eltern können z.B. ein bestimmtes Problem oder eine auffällige Verhaltensweise ihres Kindes beschreiben. Dann werden die anderen Eltern gefragt, ob sie Ähnliches aus ihrem Erziehungsalltag kennen, wie sie sich damals das Verhalten ihres Kindes oder die eigenen Reaktionen erklärten und wie sie mit der Situation umgegangen sind. Schließlich wird besprochen, ob sich diese Erfahrungen auf den erstgenannten Fall übertragen lassen bzw. welche Lösungswege und Handlungsmöglichkeiten hier infrage kommen. Beim nächsten Treffen müssen dann die betroffenen Eltern berichten, ob das Problem gelöst oder das kindliche Verhalten geändert werden konnte. Gerstacker fasst zusammen: "Die Eltern sind in vergleichbaren Lebenssituationen - alle haben zur Zeit kleine Kinder - so sind sie kompetente Gesprächspartner für alle aufgeworfenen Fragen. Sie hören, welche Erfahrungen andere Familien haben, was im konkreten Fall zur Lösung und Entspannung beigetragen hat, was nicht geklappt hat und wie sich die Eltern das erklären. Sie erhalten dadurch Anregungen für alternative Wege und Sichtweisen ..." (S. 11).

Allgemeine Hinweise für Elternabende

Selbstverständlich lassen sich in der Realität die drei Arten von Elternabenden nicht so deutlich voneinander abgrenzen, wie dies im vorliegenden Artikel geschah: Zumeist werden einzelne Elemente wie Vortrag, Kurz- bzw. Impulsreferat, Diskussion, Erfahrungsaustausch oder erlebnisorientierte Aktivität miteinander vermischt werden. Im Verlauf eines Kindergartenjahres sollten jedoch alle drei Formen bzw. die sie charakterisierenden Elemente zu ihrem Recht kommen.

Unabhängig von der Art des Elternabends muss großer Wert auf die Einladung gelegt werden: Handzettel, Plakate oder Anschläge am Schwarzen Brett sollten bunt, pfiffig und interessant gestaltet werden. Den Eltern muss das Gefühl vermittelt werden, dass sie etwas verpassen, wenn sie den Elternabend nicht besuchen. Dazu benötigen sie knappe Informationen über die vorgesehene Thematik und den Ablauf der Veranstaltung.

Bedenkt man, dass Eltern wenig Zeit für den Besuch von Elternabenden haben und dass es viele attraktive Freizeitalternativen gibt, dann wird die Notwendigkeit von besonderen "Werbemaßnahmen" offensichtlich. Beispielsweise kann die Teilnahmequote erhöht werden, wenn die Eltern beim Bringen bzw. Abholen der Kinder persönlich eingeladen werden. Eltern, die nicht in den Kindergarten kommen (z.B. bei "Buskindern"), können auch telefonisch angesprochen werden. Powell (1998) berichtet, dass durch das Organisieren von Mitfahrgelegenheiten, eine parallele Kinderbetreuung, das Anbieten eines Imbisses oder eine Lotterie mit Preisen mehr Eltern für Elternabende gewonnen werden können. Vor allem aber sollte seiner Meinung nach den Eltern verdeutlicht werden, dass die Teilnahme an den Veranstaltungen positive Folgen für die Familienerziehung bzw. die Entwicklung des Kindes haben wird.

Jeder Elternabend sollte gründlich vorbereitet werden. Manchmal ist es sinnvoll, Elternvertreter (nicht nur Elternbeiräte, sondern auch besonders interessierte Eltern) zu der Vorbesprechung einzuladen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass den Bedürfnissen und Wünschen der Elternschaft Rechnung getragen wird. Auch können Eltern durchaus an der Gestaltung des Elternabends mitwirken. Ferner ist es wichtig, sich über Methoden und benötigte Hilfsmittel zu verständigen (z.B. Dias, Videos, Flip-Chart, Overheadprojektor). Außerdem muss über die Gestaltung des Raumes und die Sitzordnung gesprochen werden. Auch auf eine gute Zeitplanung sollte Wert gelegt werden: Eine längere Pause oder ein geselliges Beisammensein am Ende des Abends ermöglicht es Eltern, einander besser kennen zu lernen, persönlich relevante Fragen in Kleingruppen zu diskutieren oder mit den Erzieherinnen informelle Gespräche zu führen. Manchmal ist es auch sinnvoll, einen Gesamtelternabend mit Gruppenelternabenden zu verbinden, sodass die Eltern noch Zeit haben, mit der für ihr Kind zuständigen Gruppenleiterin und deren Mitarbeiterin zu sprechen.

Zu Beginn des Elternabends sollten die Eltern möglichst im Eingangsbereich oder vor dem Veranstaltungsraum persönlich mit Handschlag begrüßt werden. Bei der Durchführung des Elternabends muss auf das Einhalten von Gesprächsregeln geachtet werden: So sollte immer nur eine Person reden - und auch aussprechen können. Es sollte sichergestellt werden, dass die anderen Anwesenden gut zuhören und auch nachfragen können, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Dem Vorbild der Erzieherinnen kommt hier eine große Bedeutung zu: Beispielsweise sollten sie in der Ich-Form sprechen und eigene Gefühle, Gedanken, Erfahrungen und Probleme mit Kindern ansprechen - dann werden auch die Eltern eher aus sich herausgehen und persönlich Relevantes äußern. Deutlich wird auch die entscheidende Rolle einer guten Diskussionsleitung. Oft ist es sinnvoll, zum Schluss des Elternabends die wichtigsten Gesprächsinhalte kurz zusammenzufassen.

Jedem Elternabend sollte eine kurze Nachbesprechung im Team folgen. Dabei können Fragen diskutiert werden wie: Wurden unsere Ziele erreicht? War die Vorbereitung in Ordnung? Gab es einen intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch? War die Gesprächsatmosphäre gut? Gelegentlich können am Ende eines Elternabend auch Fragebögen oder leere Zettel an die Eltern verteilt werden, sodass sie die Veranstaltung bewerten, Verbesserungsvorschläge machen und sie interessierende Themen benennen können.

Letztlich ist aber für den Erfolg von Elternabenden entscheidend, ob sich die einzelnen Eltern ihres eigenen Erziehungsverhaltens bewusst werden, mehr Verständnis für das Erleben und Verhalten ihres Kindes entwickeln, Antworten auf Erziehungsfragen erhalten, die eigene Elternkompetenz ausbauen und Alltagsprobleme lösen können - wenn ihnen die Veranstaltung also "etwas bringt".

Literatur

Gerstacker, R.: Ich kann mein Kind nicht verstehen. Gesprächsrunden mit Eltern. Welt des Kindes 2000, 78 (1), S. 10-13

Katholischer Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V./ Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in der Erzdiözese München und Freising e.V.: Merkblatt zur Elternarbeit mit Eltern von Kindern im Kindergartenalter. München o.J.

Powell, D.R.: Reweaving parents into the fabric of early childhood programs. Young Children 1998, 53 (5), S. 60-67

Textor, M: Kooperation mit den Eltern. Erziehungspartnerschaft von Familie und Kindertagesstätte. München: Don Bosco 2000

Textor, M.R.: Elternarbeit im Kindergarten. Ziele, Formen, Methoden. Norderstedt: Books on Demand, 3. Aufl. 2018

Autor

Dr. Martin R. Textor studierte Pädagogik, Beratung und Sozialarbeit an den Universitäten Würzburg, Albany, N.Y., und Kapstadt. Er arbeitete 20 Jahre lang als wissenschaftlicher Angestellter am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München. Von 2006 bis 2018 leitete er zusammen mit seiner Frau das Institut für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) in Würzburg. Er ist Autor bzw. Herausgeber von 45 Büchern und hat 770 Fachartikel in Zeitschriften und im Internet veröffentlicht.
Homepage: https://www.ipzf.de
Autobiographie unter http://www.martin-textor.de